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Thema Monatsgruß 02 03 | 2025

Fünf Thesen zur Kirche der Zukunft

 

Nicht nur kirchliche Insider fragen sich, wohin sich unsere Kirche in den nächsten Jahren entwickeln wird. Fest steht: Es wird schnell
gehen und es wird große Veränderungen geben. Mir ist wichtig,diesen Wandel vor allem als eine große Chance zu sehen. Damit dies gelingt, müssen wir uns ehrlich und mutig einigen zentralen Frage stellen. Dazu sollen die fünf folgenden Thesen helfen.

 

1. Die Kirche der Zukunft lebt von der Gemeinschaft derChristinnen und Christen vor Ort

Nach wie vor ist unsere Kirche maßgeblich von einer Struktur bestimmt, die von Mitgliedschaft, zentraler Finanzierung über dieKirchensteuer und klar definierten Gemeindegebieten geprägt ist. Wie lange dies noch tragen wird, bleibt abzuwarten. Lebendig wird Gemeinde als Kirche vor Ort jedoch erst dort, wo christlicher Glaube geteilt und gemeinsam gelebt wird. Das geschieht beim Feiern, beim Lernen, beim Austausch miteinander, beim Gebet füreinander und in den vielfältigen Möglichkeiten, einander auch ganz praktisch zuunterstützen. Dazu kommt die kontinuierliche Fragestellung, wie eine Gemeinde den Menschen vor Ort dienen kann. Was bedeutet es, als Jüngerinnen und Jünger Jesu heute zu leben und zu wirken? Wie immer eine Gemeinde dies gestaltet – Beziehungen spielen eine Schlüsselrolle!

 

2. Die Kirche der Zukunft konzentriert sich auf ihren Kernauftrag

Eine oft unbequeme, aber dennoch absolut notwendige Weichenstellung für die nötigen Veränderungen liegt in der Rückbesinnung auf den zentralen Auftrag von Kirche und damit auf ihren Zweck. Den Kernauftrag könnte man so formulieren: Wir sind gerufen, mit den unterschiedlichsten Menschen die Entdeckung der Einzigartigkeit Gottes, wie sie uns in Jesus Christus begegnet, zu teilen. Wo dies im Mittelpunkt steht, werden auch das Profil von Kirche und Gemeinde sowie ihre Relevanz erkennbar. Gottesdiensten in ihren vielfältigen Formen mit Phasen des Hörens, des Singens, des Betens, des Spürens und der Stille kommen dabei eine besondere Bedeutung zu: Sie sollen zuallererst als eine Zeit der Begegnung mit der Gegenwart Gottesgefeiert werden. Zur Stärkung des Profils tragen auch Angebote zum Kennenlernen der Bibel und zentraler Inhalte christlichen Glaubens, zum Austausch über geistliche Erfahrungen und zum Teilen derLiebe Gottes in Wort und Tat bei. 3. Die Kirche der Zukunft erkennt die neue Rolle der Ehrenamtlichen Weniger Hauptamtliche in der Kirche bedeuten normalerweise eine Konzentration auf zentrale Örtlichkeiten oder Angebote und, damit verbunden, einen Rückzug aus der Fläche. Das wird kommen, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch wegen des rapide zu­nehmenden Mangels an Pfarrerinnen und Pfarrern. Doch was wäremöglich, wenn Teams von Ehrenamtlichen z. B. einfach durchzu­führende Gottesdienstformen an Orten gestalten, die sonst verwaistwären? Entsprechende Modelle dazu gibt es schon, auch in unserer Landeskirche. Was, wenn Gruppen und Hauskreise eine monatliche Andacht anbieten? Ähnliches gilt für Seniorennachmittage, Besuchsdienste, Frauenfrühstücke und anderes.

 

„Ebenso füllt niemand jungen, gärenden Wein in alte, brüchige Schläuche. Sonst platzen sie. Dann läuft der Wein aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Nein, jungen Wein füllt man in neue Schläuche! Nur so bleibt beides erhalten.“

Matthäus 9,17 (Übersetzung: Hoffnung für alle) 

 

 

4. Die Kirche der Zukunft bedeutet eine neue Rolle für die Hauptamtlichen

In einer Versorgungsstruktur sind es vor allem die Pfarrerinnen und Pfarrer, Religionspädagoginnen und Diakone, die Gottesdienstegestalten, Veranstaltungen organisieren und Kontakte pflegen.  Manche dieser Aufgaben werden auch in ihren Händen bleiben. Doch der Schwerpunkt ihres Einsatzes muss sich darauf verlagern, Gemeindeglieder, die sich aktiv am Leben der Kirche beteiligen wollen, zu  unterstützen. Das schließt deren Einsetzung in Verantwortungen, das gemeinsame Entwickeln von Zielen, die notwendige Begleitung und fallweise auch deren Befähigung für die übernommenen Aufgaben ein. Es geht um Prozesse des Trainierens, die zunehmend in ein selbstständiges Wirken von Ehrenamtlichen münden.

 

5. Die Kirche der Zukunft wagt neue Wege

In unserem bisherigen Denken definiert sich eine Gemeinde häufig über ihr Kirchengebäude, ihr Gemeindehaus, ihr Pfarramt, einen klassischen Gottesdienst am Sonntagmorgen, ein mehr oder weniger vielfältiges Programm an Angeboten und die vertrauten Gesichter der Hauptamtlichen. In diesen Strukturen haben wir uns eingenistet. Doch es wird immer deutlicher, dass uns eine zunehmend säkulare Gesellschaft herausfordert, ganz neue Wege der Kontaktaufnahme zu gehen. Es gilt, uns als Christinnen und Christen neu auf die Lebenswelt kirchenferner Menschen einzulassen, um dort mit ihnen Leben und Glauben zu teilen. Schon jetzt lässt sich beobachten, dass die geistliche Sehnsucht nach einer Kirche, die in unserer Zeit relevant ist, auch neue Ausdrucksformen von Glaubensgemeinschaften ent­stehen lässt. Manche sprechen von „Fresh Expressions of Church“ („Fresh X“) in den Kirchen der westlichen Gesellschaften. Wo Kirche auf solche Weise pionierhaft wirkt, braucht es vieles nicht mehr so dringend, was bisher unsere Strukturen bestimmt hat. Der Weg zur Kirche der Zukunft fordert uns zu mehr heraus als nur eine gewisse Reduktion oder alternative Finanzierungsmodelle.Ganz sicher geht es nicht um einen Rückzug in den Kreis der Übriggeblieben. Stattdessen sind wir gefordert, uns auf eine neue Gestalt von Kirche und neue Formen christlicher Gemeinschaft einzulassen.Das schließt Veränderungen in zentralen Fragen ein, von denen ich fünf wichtige angesprochen habe. Zusammengenommen ergeben sie so etwas wie einen Paradigmenwechsel.

 

 

Pfarrer Thomas Bovenschen

 

 

 

 

 

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