Thema Monatsgruß 04 05 2019

Das Hospital

 

Auf der Lindauer Insel gibt es zwei evangelische Alten – und Pflegeheime, das evangelische Hospital und das Maria Martha Stift. Der Monatsgruß stellt in dieser Ausgabe das Hospital vor und hat dazu Klaus Höhne, dem Heimleiter, verschiedene Fragen gestellt.

Viele Monatsgrußleser stehen früher oder später vor der Frage, wo sie Ihr Alter verbringen. Warum sollten die Menschen im Alter ins evangelische Hospital kommen?


Dafür gibt es zwei gute Gründe.
1. Die Hausatmosphäre. Jeder Stein unseres Hauses atmet Geschichte. Im Mittelalter war es zuerst ein Gasthaus für Reisende und Pilger, später ein Haus für Arme, Kranke, Behinderte, Witwen und Waisen. Über viele geschichtliche Veränderungen hinweg hat es sich zu einem modernen Alten- und Pflegeheim entwickelt. 
Alt und neu verbindet es in wunderbarer Weise. Es ist kein kalter, steriler Funktionsbau, sondern ein Ensemble mehrerer Häuser, 
die über Jahrhunderte zusammengewachsen sind. In diesem Ensemble gibt es viele schöne unterschiedliche Zimmer, und jedes hat seinen ganz eigenen unverwechselbaren Charakter.

 


2. Die Lage. Das Hospital liegt mitten auf der Insel, wo das geschäftige Leben wogt und tobt. Gleichzeitig strahlt das Haus nach innen eine große Ruhe aus. Das hat etwas mit dem riesigen Innenhof und seiner Gartenanlage zu tun, die zum Verweilen einlädt. Jeder kann hier im Haus Ruhe finden. Für den, der es lebhafter will, tun wir aber auch etwas. Wir holen uns die Öffentlichkeit ins Haus. Im Winterhalbjahr haben die Lindauer samstags die Möglichkeit, am Eintopfessen teilzunehmen. Den Gewölbesaal in unserem Haus öffnen wir gerne für Konzerte aller Art. Er ist einer der wichtigsten Konzertsäle Lindaus. Außerdem feiern wir gerne. Besonders stimmungsvoll fühlt sich in diesen historischen Gemäuern das Mittelalterfest mit Greifvogelschau an.

 

 

Ihr Haus nennt sich „evangelisches Hospital“. 
Welche Bedeutung hat das Evangelische für Ihr Haus?

Es steht zuerst einmal für seine geschichtlichen Wurzeln. 
Das Hospital hat sich 1525 der Reformation angeschlossen 
und sich dadurch von anderen Institutionen abgegrenzt. 
Heute steht es vor allem für seine weltoffene Grund- und Wertehaltung. Wir tragen das Evangelische im Namen, nehmen aber Menschen unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion auf. Für das Evangelische steht aber auch unsere Kapelle. Dort werden regelmäßig Gottesdienste gefeiert. 
Wer die Kapelle betritt, findet Halt und Stabilität.

Im Psalm 71 heißt es: „Herr ich traue auf dich. Verwirf mich nicht
in meinem Alter, verlass mich nicht, wenn ich schwach werde.“ 
Was braucht es aus Ihrer Sicht im Alter, um diese Zeit als eine gute 
Zeit erleben zu können?

Eine Gemeinschaft, die einen trägt und begleitet. Viele versuchen, ganz allein für einen pflegebedürftigen Angehörigen zu sorgen und sind damit schnell überfordert. Wir im Haus können die Gemeinschaft bieten für Menschen, die nicht mehr für sich selbst sorgen können.

So ein Alten – und Pflegeheim lebt nicht nur von seinen Hausbewohnern, sondern auch von seinem Personal. Viele Berufsgruppen arbeiten hier zusammen, Pfleger, Therapeuten, Köche, Verwalter, Reinigungskräfte. Können sie etwas zu Ihrem Personal sagen?

Personell sind wir gut aufgestellt. Unsere Angestellten kommen aus 30 verschiedenen Nationen. Das Miteinander funktioniert, weil in unserem Haus die menschlichen Werte hochgehalten werden. Der Zusammenhalt im Personal ist sehr gut. Das spüren auch die Bewohner und deswegen fühlen sie sich auch wohl. Das Personal zeigt einen hohen Einsatz und ist bereit, auch in der Freizeit, beispielsweise bei Festivitäten, 
mit anzupacken.

 



In ihrem Haus arbeiten viele Alten – und Kranken-
pfleger. Diese Berufe haben ein sehr hohes Ansehen. Was braucht man, um so einen Beruf ausüben 
zu können?

Kranken – oder Altenpflegerin ist mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung. In der Pflege ist man mit Menschen in ihrer Intimität konfrontiert. 
Um gut mit den Hausbewohnern umzugehen, braucht es die Fähigkeit, sich anderen zuzuwenden und sie anzusprechen, tolerant zu sein, auch wenn das Gegenüber sich nicht so verhält, wie man es gewohnt ist. Es braucht die Haltung der Gelassenheit, um auch mit widrigen Umständen – und die gibt es oft im Alter – gut umgehen zu können. In der Pflege braucht es Menschen, die sich nicht mit ihrem Smartphone, einem Auto oder toller Kleidung zufriedengeben, sondern bestän-dige Werte haben; Menschen, die Lust haben, an Beziehungen zu arbeiten, die gerne helfen und für andere da und bereit sind, sich mit Krankheit, Sterben und Tod auseinanderzusetzen.

Sterben und Tod ist sicher ein großes Thema im Hospital. 
Wie geht das Personal damit um?

Die Pfleger wenden sich liebevoll den Sterbenden zu. Nach dem 
Tod richten sie sie würdevoll her, stellen Kerze und Kreuz auf. Sie schaffen eine Atmosphäre, in der die Angehörigen Abschied nehmen können. Wer möchte, kann seinen Angehörigen auch gerne 
im hauseigenen Grab auf dem alten Aeschacher Friedhof beerdigen lassen. Dieses ist ein kleines Gemeinschaftsgrab und bietet genau das über den Tod hinaus, Gemeinschaft.

Welchen Wunsch haben Sie als Heimleiter für die Zukunft des Hauses?

Ich möchte die Strukturen in unserem Haus weiter verbessern und die Professionalität weiter vorantreiben. Ich will das Haus zukunftssicher machen.

Was meinen Sie mit „zukunftssicher“?

Ich sorge dafür, dass wir genügend gute und junge Menschen haben, die das Haus durch ihre Arbeit als Kranken - und Alten-pfleger am Leben erhalten. Übrigens verdienen Menschen in 
diesen Berufen gar nicht so schlecht. Der Verdienst eines Pflegers entspricht dem Lohn einer Facharbeiterin.

Herr Höhne, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Pfarrer Jörg Hellmuth hat das Interview mit Klaus Höhne geführt.